Gaetano Cartolaro erläutert sein Modell einer Plaza (geplante Höhe 40 Meter)
Im Rahmen des zahlreichen Exkusionen besuchte der Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr – kurz KKRR – Ende August 2021 das Atelier des Künstlers Gaetano Cartolaro in Mülheim Styrum.
Die vollkommene Form „Ei“ inspiriert den Künstler
Usprünglich kommt Gaetano Cartolaro aus der italienischen Hafenstadt Livorno an der Westküste der Toskana. Kein Wunder, dass er sich seit über 20 Jahren auf dem verwunschenen wild bewachsenen Gelände einer ehemaligen Mülldeponie und der ehemaligen Holzhandlung Heinrich Breuer GmbH in Mülheim Styrum sehr wohlfühlt.
Hier wohnt und arbeitet der Künstler auf dem weitläufigen Gelände, wo aktuell ein neuer Kulturort in der Kunststadt Mülheim entsteht – das Projekt ARTRONAUT an der Oberhausenerstraße 225 gegenüber der Willy Brandt Gesamtschule Styrum.
14 Meter lang und 6 Meter hoch ist die Installation „Zeitfloß“
Cartolaro zeigt uns zuerst seine Großinstallation „Zeitfloß“ die er dem Radrennfahrer und Wohltäter Gino Bartali (1914-2000) gewidmet hat.
Ein Zitat von Immanuel Kant findet sich auf dem Werk. „Ohne Kant“, so Cartolaro „gäbe es keine abstrakte Kunst“. Anhand der vielen Details der Großinstallation, kommt schnell eine fruchtbare Diskussion zu Stande. Man muss mehrmals darum herumgehen um alle Botschaften zu empfangen.
Gaetano Cartolago im Gespräch mit Künstler Manfred Dahmen
Auf dem Rundgang treffen wir immer wieder auf das alles bestimmende Thema „Zeit“.
Auch das Ei in seiner vollkommenen Form hat den Künstler in zahlreichen Skulpturen inspiriert, sein Werkstoff ist u.a. Stahl, Marmor, Glas und Stein.
Schnell kommt Cartolaro ins Schwärmen und zeigt uns seine zahlreichen begonnen Projekte, die noch nach Fertigstellung und Umsetzung schreien.
Kunstmuseum gesucht
Sein größter Wunsch, dass sein Zeitfloß in einem Museum mit großer Halle der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird – immerhin 6 Meter hoch ist die beeindruckende Installation, fast vollständig in Weiß gehalten. Das Werk würde sowohl in die Duisburger Museen Küppersmühle und Lehmbruckmuseum oder in das Dachgeschoss des Museum Ziegler in Mülheim passen – nicht nur von der Größe, sondern insbesondere wegen der starken berührenden Aussagekraft.
Cartolaro hält bereits die professionellen Holzkisten für den Transport des zerlegbaren Objektes bereit.
Briefkasten-Schild am Eingang der Oberhausenerstraße 225 in der Kunststadt Mülheim im Ruhrtal
Cartolaro, heute 75 Jahre alt, hofft auf eine schnelle Fertigstellung des neuen internationalen Kreativzentrums ARTRONAUT, um so die Früchte seiner Arbeit auf der langjährigen Industriebrache ernten zu können. Der Mülheimer Künstler, Mäzen und Architekt Heiner Breuer, der das Großprojekt verwirklichen möchte, hat weitere gute Ideen für sein Kunstzentrum – z.B. einen Turm, der für Lichtkunstwerke zur Verfügung gestellt werden soll. Die Mülheimer Kunstfans sind schon gespannt.
Erste Artronaut – Space fort Art – Ausstellung startete am 25. September 2021 um 19 Uhr
Ovadia (Abdulla) Alkara (*1939) Wandbehang in der Eröffnungausstellugng ARTRONAUT am 25.9.2021 (Foto:IvoFRANZ)
Ausstellung jeweils Samstags am 2. / 9. / 16. und 23. Oktober 2021 (Zeiten siehe Webseite) Ort Oberhausenerstr. 225 – Mülheim – Styrum
Initiator Heiner Breuer eröffnet die erste Ausstellung im ARTRONAUT in Styrum mit der künstlerischen Projektleiterin Xenia Petrischenko aus Köln und Standortmanager Yannick Fiume aus Essen (Foto:: IvoFRANZ)
Die aktuellen Exkursionen des Mülheimer Kunstvereins KKRR sind schnell zu finden mit der #KultAppMH – hier ist der Link:
Bildnachweis: Mülheimer Kunstverein KKRR, 2021 – in hoher Aufösung in der Geschäftsstelle des Vereins, Ruhrstr. 3 – 45468 Mülheim-Stadtmitte erhältlich!
Kommt 2022 das ZIEGLER MUSEUM in der Kunststadt Mülheim?
von Alexander-Ivo Franz
Das kleine feine Kunstmuseum der Stadt Mülheim an der Ruhr hat einen besseren Namen verdient. Gerade auch im Hinblick auf #Manifesta2026.
Ein Auszug aus der Mitgliederversammlung des Mülheimer Kunstvereins KKRR.
„KUNSTMUSEUM MÜLHEIM AN DER RUHR IN DER ALTEN POST“ – abgekürzt „KMADRIDAP“ – dieser Bandwurm entstammt noch den Zeiten des frühen Stadtmarketings. Besucher von außerhalb vermuten auch heute noch in dem alten Postgebäude eher ein Brauhaus als ein Museum. Da hat man seinerzeit auf die ständig verhangenen Fenster jeweils in Versalien „MU“ „SE“ „UM“ angeklebt.
Geschlossen seit 17. September 2018 das Kunstmuseum der Stadt Mülheim
Bei Betreten des Hauses grüßen die ehrenamtlich engagierten Damen des Museumsshops im Eingangsbereich und bieten dort allerlei zum Verkauf an – vom Schal über Handtaschen und hübschen Kunstgewerbeartikeln – aber auch das bekannte Verlagsangebot. So mancher findet hier ein passendes Geschenk.
Baumgärtel-„Schwein Nr.6“ (finanziert von der Sparkasse) vor dem Mülheimer Kunstmuseum
Die einstige Poststation aus Kaiserzeiten ist eine wahre Geldsenke – schon bei der ersten Herrichtung beim Umzug aus dem Stadtbad, wo die Kunstwerke verschimmelten, wurden Millionenbeträge eingesetzt. Seit 2018 soll mit weiteren 10 Millionen EURO versucht werden, aus dem Gebäude diesmal ein richtiges Museum zu machen – die städtischen Mitarbeiter versuchen aus eigener Kraft das Großprojekt zu stemmen – folgende Arbeiten müssen erledigt werden:
Die Stadt Mülheim an der Ruhr plant die Sanierung des Kunstmuseums „Alte Post“, um das Museum dauerhaft nach den Anforderungen an einen modernen Museumsbetrieb im Sinne der Brandschutzordnung und der Versicherungsfähigkeit der Exponate zu betreiben.
2022 ist jetzt anvisiert für die langersehnte erneute Wiedereröffnung des Hauses am Synagogenplatz 1 neben der Mülheimer Fußgängerzone.
Mülheimer Kunstverein schlägt neuen Namen für das Kunstmuseum vor
Möglicher Namensgeber des Kunstmuseum Mülheim „Prof.Dr. Karl Ziegler“ (Foto: MPI)
Der 2012 gegründete junge Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr – kurz KKRR genannt – hat auf seiner Mitgliederversammlung am 18. Mai 2021 in der RUHRKUNSTHALLE in der VILLA ARTIS beschlossen, der Stadt Mülheim an der Ruhr eine Namensänderung für ihr Kunstmuseum vorzuschlagen. Aus verschiedenen Vorschlägen der Mitglieder einigte man sich auf den neuen Namen:
„ZIEGLER MUSEUM“ oder „MUSEUM ZIEGLER“
– nicht mehr und nicht weniger.
wichtig ist, dass in dem Museum eine gewichtige millionenschwere Stiftung der Familie des Nobelpreisträgers Professor Dr. Karl Ziegler (1898-1973) ihre Heimat gefunden hat – auch wenn immer weitere Mäzene aus der Region ihre Sammlungen dort unterbringen können und damit in bester Gesellschaft sind.
Schaffung eines Magnets für Kunstliebhaber*innen in der Kunststadt Mülheim
Eine Mammutaufgabe für eine so kleine Stadt wie Mülheim, die so zentral liegt, dass Kunstliebhaber oft schneller die weltweit bekannten Museen Folkwang, Lehmbruck oder Küppersmühle erreichen können.
Kommt 2022 ein eintrittsfreier Ausstellungsbereich im ZIEGLER MUSEUM?
Vielleicht gelingt es den Ausstellungsmachern mit dem Neustart auch, die vielen Räume des Hauses so geschickt zugänglich zu machen, dass mehrere spannende Ausstellungen gleichzeitig erfolgen können und auch frische junge zeitgenössische Arbeiten aus der Region in einem eintrittsfreien Bereich zugänglich sind – so wie dies seit über 10 Jahren in der naheliegenden RUHRKUNSTHALLE mit dem KuMuMü-Kulturmuseum Mülheim in der einstigen VILLA ARTIS, auch einst Stammhaus Tengelmann-Gründerfamilie Schmitz-Scholl in der Ruhrstraße 3 am Innenstadtpark Ruhranlage bereits möglich ist.
Titelbild mit Stadtschild von „onlinestreet.de“Vor fast 40 Jahren entstanden ist der 5 Meter lange Mülheim-Leporello der Mülheimer Künstlerin Edith Polland-Dülfer aus der Kunstsammlung des #MMKM – KuMuMü-Kulturmuseum Mülheim
Was macht Mülheim an der Ruhr so lebenswert?
Wer kennt sie noch nicht – die grüne Kunststadt im Ruhrtal? Die idyllische Ruhrlandschaft hat schon immer kulturliebende Menschen, Künstler*innen aller Richtungen angezogen. Neben der darstellenden Kunst ist die quirlige Stadt Mülheim an der Ruhr schon immer der Wirkungsort bekannter bildender Künstler*innen, Schriftsteller, Fotografen, Filmemacher und Musiker gewesen.
Die Menschen fühlen sich in Mülheim in einer einmaligen Atmosphäre wohl, auch wenn wie überall einiges verbessert werden kann in der eigentlich sehr übersichtlichen Kommune mit nur 49 km Grenzlänge zu Essen, Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen und Ratingen – vielleicht die Vorstufe zu einer Eingliederung in eine größere Ruhrgebietsmetropole?
Stadt der Kunstvielfalt und Kreativität – mit Kunstengagement Menschen erreichen und begeistern
Der Mülheimer Kunstsammler Robert Rheinen (1844-1920) gründete schon früh ein privates Kunstmuseum, das später die Stadt übernahm, der Mülheimer Professor Karl Ziegler und seine Familie sowie weitere Mülheimer Bürger spendeten ganze Sammlungen, Kunstwerke und Geld für den Aufbau und die Pflege dieser städtischen Kunstsammlung. Ein Förderverein und eine Stiftung kümmern sich um den Erhalt des städtischen Kunstmuseums, das aktuell mit Millionenaufwand für die Mülheimer Bürger weiterentwickelt wird.
Ein Eldorado für Kunstschaffende, Kunstliebhaber und Kunstinvestoren
Es gibt zwei Kunstmuseen in Mülheim an der Ruhr:
Städt. Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr: Das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr in der Alten Post (kurz: KMadRidAP) beherbergt eine Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunstwerke, darunter Malerei, Skulpturen, Fotografien und Installationen. Es ist in dem historischen Reichspost-Gebäude im Stadtzentrum am Synagogenplatz 1 untergebracht.
MMKM – Museum für Moderne Kunst: Das private MMKM befindet sich in der historischen Villa Artis in der Ruhrstraße 3/ Ecke Delle und beherbergt eine Sammlung moderner Kunstwerke sowie wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. Besonderheit: im Gebäudekomplex gibt es zehn spannende Ateliers, hier kann man Kunst auch beim Entstehen bewundern.
Eröffnung der HA SCHULT – Ausstellung in Mülheim durch Bürgermeisterin und Kulturausschuss-Vorsitzende Margarete Wietelmann in der RUHR GALLERY MÜLHEIM (Video: TALKING ART KÖLN)
Viele junge Ateliers, private Künstlerhäuser wie das Makroscope, das „Amt für weiterbildende Fantasie“ oder das M40 und Künstlergruppen in den stilvollen städtischen Ateliermöglichkeiten oder Begegnungsstätten und bekannte Kunstlehrer*innen sind in Mülheim aktiv und erfolgreich.
Kunstgalerien und ein renomiertes Auktionshaus runden das Kunstangebot der Kunststadt an der Ruhr ab. Neben der 2012 neu gegründeten Ruhr Gallery und dem privaten Mülheimer Kulturmuseum KuMuMü wurde das neuerdings auch öffentlich geförderte private Museum für Fotokopie M.F.F. international etabliert.
Die Camera Obscura und die weitläufigen Rathausflure werden ebenfalls für Ausstellungen genutzt wie die Geschäftsräume eines Immobilienmaklers oder die Flure einer Abrechnungsstelle für Privatpatienten. Aktuell verfolgen wir mit Spannung die Schaffung des ART-SPACE – Artronaut im Stadtteil Styrum, wo auch ein großartiger Campus für Kreative aller Sparten entsteht.
Kunstwerke können den eigenen Geschmack treffen, faszinieren oder verstören – was sie aber interessant macht ist die Geschichte dahinter. Atelierbesuche und Künstlergespräche können die Mülheimer und Touristen auf eigene Faust oder zusammen mit der VHS oder einem der Mülheimer Kunstvereine erleben – Termine für Gruppen arrangieren kann man auch unter der Email Atelierbesuche@Kunststadt-MH.deoder bei der Hotline des Mülheimer Künstlerbundes MKB 0208 46949-567.
Ausblick und Jahresthemen
Max Schulz am Flügel vor Malerei von Bernd Kirstein #BTHVN2020MLHM
Mit besonderen Einzelaktionen und Jahresthemen werden immer neue Anreize zum Mitmachen in der Kunststadt Mülheim geschaffen. So inspirierte 2020 das „Beethoven – Jubiläumsjahr 2020 „BHTVN2020“ – im Jahr 2021 wird eine Hommage zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys mit dem Programmtitel „BEUYS100 – BEUYS INSPIRIERT UND MÜLHEIM KOMMT“ zelebriert. Interessierte Mitwirkende melden sich unter der Adresse BEUYS100@Kunststadt-MH.de oder in der Geschäftsstelle des Mülheimer Kunstvereins KKRR in der Ruhrstraße 3 / Ecke Delle – Ruhranlage.
Plakat für das Jahresprogramm 2021 vom Mülheimer Künstler Klaus Heckhoff
Blick von der Mülheimer Petrikirche aus in die „Delle“ , die direkt an die Ruhr führt – rechts im Bild die VILLA ARTIS einst Stammhaus Schmitz-Scholl – heute Kulturort in der Kunststadt Mülheim
Weitere Informationen auch in KULT das StadtBlatt – Stadt Mülheim an der Ruhr sowie die Webseiten der Institutionen und Veranstalter in der #KunststadtMülheim #MHRuhr #MlhmRhr #RuhrKunstHalle
Plakat zum Jahresthema 2021 gestaltet von Klaus Wiesel
Das Beuysjahr 2021 mit dem Titel „BEUYS100 – BEUYS INSPIRIERT MÜLHEIM KOMMT“ ist das Jahresthema 2021 in der Stadt Mülheim an der Ruhr.
Der Mülheimer Kunstverein KKRR hat auf seiner Mitgliederversammlung am 14. Mai 2020 in der VILLA ARTIS das Jahresthema 2021 in der Kunststadt Mülheim beschossen – als Hommage zum 100. Geburtstag des Künstlers.
Plakat zum Beuys-Jahr 2021 vom Mülheimer Künstler Klaus Heckhoff
Eine große Gemeinschaftsausstellung mit dem Titel „BEUYS INSPIRIERT MÜLHEIM KOMMT“ wird in der RUHR GALLERY MÜLHEIM zelebriert.
Kurator der Ausstellung ist Klaus Wiesel, der auch das Plakat und Logo zur Ausstellung gestaltet hat, indem er auf eine gemeinfreie Signatur von Joseph Beuys (1921-1986) zurückgreift.
Jedes Jahr ein „Jahresthema“ – hier das Beethovenjahr 2020 in der Stadt Mülheim (Portal VILLA ARTIS)
Über die RUHR GALLERY MÜLHEIM
Der Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr KKRR gründete im Jahr 2012 die Galerie an der Ruhr / RUHR GALLERY MÜLHEIM und das private Kunstmuseum KuMuMü – das 2019 umbenannt wurde in Mülheimer Kulturmuseum KuMuMü.
Der junge Kulturort in der Ruhrstraße 3 nutzt die denkmalgeschützte historische VILLA ARTIS, einst Stammhaus der Tengelmann-Gründerfamilie Schmitz-Scholl (WISSOL) und ist eine willkommene Ergänzung zu den städtischen Museen: Kunstmuseum in der Alten Post , Synagogenplatz 1, dem Museum Temporär in der Schlossstraße 29, der Camera Obscura, Am Schloß Broich 42 und dem privaten Fotokopiermuseum M.F.F. Friedrich Ebert Straße 48.
Bewerbungen für eine Ausstellungsbeteiligung oder für die Bereitstellung von Leihgaben unter der Email: BEUYS@Kunststadt-MH.de oder unter der Rufnummer des Mülheimer Kunstvereins KKRR: 0208 46949-567. Hashtags sind: #BEUYS100 und
Heute exklusive Eigentumswohnungen – das alte Kunstmuseum Mülheim – Malerei von Edith Polland-Dülfer in der Sammlung KuMuMü
Mülheim hat eine lange Museumsgeschichte. Von kurzer Dauer war das Museum direkt an der Schloßbrücke. Die wertvollen Kunstwerke schimmelten in den feuchten Kellerräumen – noch heute ziehen sich die Restaurierungsarbeiten an den Kunstwerken hin und verschlingen hohe Summen öffentlicher Gelder.
Dann die Idee – das leerstehende Postgebäude könnte eine gute Alternative sein. Leider auch hier jahrzehntelange Probleme mit der Bausubstanz – bis 2022 sind jetzt dort erneut Sanierungsarbeiten im Gange oder geplant – Ende offen.
KunstMuseum in der Alten Post (li.) – Malerei von Edith Polland-Dülfer aus der Sammlung KuMuMü
Ein weiterer Kulturort der Kunststadt an der Ruhr war lange Jahre der Bismarckturm. Der gemeinnützige Kunstverein „KULTURTURM“ dort war viele Jahre tätig – auch hier nagte der Zahn der Zeit – das Gebäude ist aktuell nicht benutzbar – Sanierung unklar.
Kulturort Bismarckturm der Stadt Mülheim – Malerei von Edith Polland-Dülfer in der Sammlung KuMuMü
Auch das Museum im Tersteegenhaus war überraschend in schlechten baulichen Zustand geraten. Aktuell wird es abgestützt – die Sanierung wird viele Jahre brauchen.
Museum Tersteegenhaus (links) – Malerei von Edith Polland-Dülfer in der Sammlung KuMuMü
Die Mülheimer Künstlerin Edith Polland-Dülfer hat wichtige Orte der quirligen Kunststadt im grünen Ruhrtal festgehalten. Ihr ist eine Ausstellung in der ständigen Sammlung der Kulturmuseums Mülheim an der Ruhrstraße 3 gewidmet.
Die Künstlerinnen und Künster im Mülheimer Künstlerbund haben die Zeit in ihren Ateliers genutzt. Jetzt werden die Vorbereitungen für das „Wiederhochfahren“ der zahlreichen Aktivitäten getroffen – das Ziel: keinen weiteren Shut-Down zu provozieren.
Der Mülheimer Architekt und Künstler Dirck Lietke hat mit seinen unvergleichlichen Collagen auch den CORONA LOG DOWN 2020 festgehalten.
Dirck Lietke mit seiner Werkreihe zum Thema CORONA „Na …wie war Ostern 2020“Dirck Lietke „Home-Working“ aus der Werkreihe CORONA 2020Im Atelier von Heidi Becker werden neue Leinwände gespannt …Atelier von Hans Arts . hell und luftig – speziellAtelier von Brigitte Zipp mit Blick in der RuhranlageAtelier Martin Sieverding im Loft der VILLA ARTISAtelier Lubens in der RUHR GALLERY MÜLHEIM im Seitenflügel der VILLA ARTIS
Aus aktuellem Anlass – #MASKEauf für den CORONA-Exit
Aus der Sammlung „MUSICA“ im Mülheimer Kulturmuseum KuMuMü
Das Mülheimer MMKM-Museum KuMuMü beherbergt eine umfassende Sammlung zeitgenössischer Kunst, die sich mit dem Thema Musik beschäftigt.
Einen Schwerpunkt bildet hierbei die Skizzensammlung neben der Sammlung Malerei und Skulpturen.
In der Sammlung werden auch zahlreiche Dioramen aus der Sammlung des Kölner Konzertmeisters Theo Giesen gezeigt (unser Titelbild: Foto Jürgen Brinkmann).
Es können Einzeltermine vereinbart werden, auch sind wie immer virtuelle Besuche via Smartphone in HD-Qualität möglich.
Was unterscheidet den Kulturort in der Ruhrstraße von Mülheim von vielen Museen neben einem vielseitigen Kunstangebot?
Der Mülheimer Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr KKRR hat seit seiner Gründung im Jahr 2012 ein zukunftsfähiges Konzept für die Rhein-Ruhr-Region entwickelt:
Wir durften in unserem inspirierenden Kulturort schon namhafte Künstler*innen ausstellen, uns wurden Leihgaben aus Kunstmuseen anvertraut, zahlreiche Kunsthistoriker haben bei uns gesprochen, der Präsident der Kulturstiftung NRW hat in eine der letzten Ausstellungen eingeführt – wichtig ist uns aber auch die Förderung von Kunststudenten und Autodidakten.
Es gibt bei uns keine „Schwellenangst“ – das KuMuMü und der Kulturort VILLA ARTIS mit der RUHR GALLERY MÜLHEIM (auch Galerie an der Ruhr genannt) erheben keinen Eintritt, es werden keine Spenden erwartet – man muss die Tasche oder den Mantel nicht am Eingang abgeben oder wird ständig bewacht oder zugetextet – Fotos und Videos können für den Eigenbedarf gemacht werden – es gibt überall gemütliche Räume mit Sitzmöglichkeiten zum Verweilen.
Eine Stärkung mit Snacks und Getränken ist kostenlos – man kann buchstäblich die Seele baumeln lassen – zum Beispiel im malerischen Galeriehof in der Ruhranlage auch die Sonne genießen – oder im AMT FÜR WEITERBILDENDE FANTASIE Ideen und Kraft schöpfen für das geistige Immunsystem.
Parken frei – auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln schnell erreichbar
E-Bike oder Motorrad kann man sicher im Hof der Kunstvilla VILLA ARTIS abstellen. Vor dem Eingangsportal kann kostenlos der PKW während des Besuchs abgestellt werden.
Kunst beim Entstehen erleben – in den vielen Ateliers direkt an der Ruhr
In den Ateliers des Mülheimer Künstlerbundes kann man den Kunstschaffenden mit ihrem vielfältigen Spektrum über die Schulter schauen – wenn man sich in ein Kunstwerk verliebt, kann man eine Probehängung verabreden und so sehen, ob es auch im eigenen Heim erfreut.
Ein weiteres Highligt ist zweifelsohne das Stöbern in den umfangreichen Kunst-Depots mit den unterschiedlichen Sammelgebieten. Die weitläufigen Räume der historischen Unternehmervilla ermöglichen gesunde Distanz – aber auch ein Stuhlkreis mit Sicherheitsabstand ist vorhanden – so dass auch der wichtige Dialog „Face to Face“ persönlich erfolgen kann (auch mit Mundschutz und Vorsorge).
Individueller Zugang mit Zahlencode
Stammbesucher bekommen einen Zahlencode und können das Kunsthaus schon seit vielen Jahren alleine oder mit Familienangehörigen betreten – auch virtuelle Ausstellungen via Smartphone werden schon seit einigen Jahren erfolgreich durchgeführt – wie Lifestreams bei der Entstehung von Kunstwerken in den Ateliers in der Villa Schmitz-Scholl – und sind so eine gute Ergänzung der Kunstvermittlung.
Terminvereinbarung bitte via Email Info@Kunststadt-MH.de oder Fon 0208 46949-567.
Aus aktuellem Anlass – #MASKEauf für den CORONA-Exit
Der deutsche Maler und Objektkünstler Günther Uecker ist durch sein „Markenzeichen Nagel“ berühmt geworden, damals während des Aufstandes vom 17. Juni 1953 schützte er seine Familie, indem er das Haus mit Brettern vernagelte. Später studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie. Er arbeitet heute ins seinem Atelier Kai 10 in Düsseldorf.
Klaus Wiesel, hier während einer Ausstellung in der RUHR GALLERY MUELHEIM
Klaus Wiesel vom Mülheimer Künstlerbund hat zum 90. Geburtstag des Künstlers am 13. März 2020 eine Hommage in der Ruhr Gallery Mülheim gezeigt.
Wiesel hat das Thema Ferrugorelle entwickelt – seine Arbeiten bestehen oftmals aus der Reaktion von Metallen – hier waren die Nägel das Medium.
Im KuMuMü Kulturmuseum Mülheim an der Ruhrstraße 3 sind Arbeiten von Günther Uecker in der Ständigen Sammlung zu sehen.
Helmke konnte damals nicht ahnen, dass seine Werkreihe visionär angelegt war – der Virus hat vielleicht auch positive Auswirkungen wie „BEFESTIGTE BEZIEHUNGEN“ ?
Der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx hat in einem Gastbeitrag in kress.de eine außergewöhnliche und optimistische „Corona-Rückwärts-Prognose“ geschaffen, die wir hier zitieren möchten:
Anfang des Zitats
Nicht vezweifeln – es gibt eine Zeit nach „CORONA-LOCKDOWN“ auf Basis einer Skizze von f.x.u. um 1920 aus der Sammlung KuMuMue
Die Welt nach Corona: Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise vorbei ist
19.03.2020
„Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona denn ‚vorbei sein wird‘, und alles wieder zur Normalität zurückkehrt. Meine Antwort: Niemals.“ Es gebe historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändere, so der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx. Seine außergewöhnliche und optimistische „Corona-Rückwärts-Prognose“ veröffentlicht kress.de als Gastbeitrag.
Die Welt as we know it löst sich gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue Welt zusammen, deren Formung wir zumindest erahnen können. Dafür möchte ich Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in Visionsprozessen bei Unternehmen gute Erfahrungen gemacht haben. Wir nennen sie die RE-Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose schauen wir mit dieser Technik nicht „in die Zukunft“. Sondern von der Zukunft aus ZURÜCK ins Heute. Klingt verrückt? Versuchen wir es einmal:
Die Re-Gnose: Unsere Welt im Herbst 2020
Stellen wir uns eine Situation im Herbst vor, sagen wir im September 2020. Wir sitzen in einem Straßencafe in einer Großstadt. Es ist warm, und auf der Strasse bewegen sich wieder Menschen. Bewegen sie sich anders? Ist alles so wie früher? Schmeckt der Wein, der Cocktail, der Kaffee, wieder wie früher? Wie damals vor Corona? Oder sogar besser? Worüber werden wir uns rückblickend wundern?
Wir werden uns wundern, dass die sozialen Verzichte, die wir leisten mussten, selten zu Vereinsamung führten. Im Gegenteil. Nach einer ersten Schockstarre führten viele von sich sogar erleichtert, dass das viele Rennen, Reden, Kommunizieren auf Multikanälen plötzlich zu einem Halt kam. Verzichte müssen nicht unbedingt Verlust bedeuten, sondern können sogar neue Möglichkeitsräume eröffnen. Das hat schon mancher erlebt, der zum Beispiel Intervallfasten probierte – und dem plötzlich das Essen wieder schmeckte. Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.
Die gesellschaftliche Höflichkeit, die wir vorher zunehmend vermissten, stieg an.
Jetzt im Herbst 2020 herrscht bei Fussballspielen eine ganz andere Stimmung als im Frühjahr, als es jede Menge Massen-Wut-Pöbeleien gab. Wir wundern uns, warum das so ist.
Wir werden uns wundern, wie schnell sich plötzlich Kulturtechniken des Digitalen in der Praxis bewährten. Tele- und Videokonferenzen, gegen die sich die meisten Kollegen immer gewehrt hatten (der Business-Flieger war besser) stellten sich als durchaus praktikabel und produktiv heraus. Lehrer lernten eine Menge über Internet-Teaching. Das Homeoffice wurde für Viele zu einer Selbstverständlichkeit – einschließlich des Improvisierens und Zeit-Jonglierens, das damit verbunden ist.
Gleichzeitig erlebten scheinbar veraltete Kulturtechniken eine Renaissance. Plötzlich erwischte man nicht nur den Anrufbeantworter, wenn man anrief, sondern real vorhandene Menschen. Das Virus brachte eine neue Kultur des Langtelefonieren ohne Second Screen hervor. Auch die „messages“ selbst bekamen plötzlich eine neue Bedeutung. Man kommunizierte wieder wirklich. Man ließ niemanden mehr zappeln. Man hielt niemanden mehr hin. So entstand eine neue Kultur der Erreichbarkeit. Der Verbindlichkeit.
Menschen, die vor lauter Hektik nie zur Ruhe kamen, auch junge Menschen, machten plötzlich ausgiebige Spaziergänge (ein Wort, das vorher eher ein Fremdwort war). Bücher lesen wurde plötzlich zum Kult.
Reality Shows wirkten plötzlich grottenpeinlich. Der ganze Trivia-Trash, der unendliche Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte. Nein, er verschwand nicht völlig. Aber er verlor rasend an Wert. Kann sich jemand noch an den Political-Correctness-Streit erinnern? Die unendlich vielen Kulturkriege um … ja um was ging da eigentlich?
Krisen wirken vor allem dadurch, dass sie alte Phänomene auflösen, über-flüssig machen… Zynismus, diese lässige Art, sich die Welt durch Abwertung vom Leibe zu halten, war plötzlich reichlich out. Die Übertreibungs-Angst-Hysterie in den Medien hielt sich, nach einem kurzen ersten Ausbruch, in Grenzen.
Nebenbei erreichte auch die unendliche Flut grausamster Krimi-Serien ihren Tipping Point.
Wir werden uns wundern, dass schließlich doch schon im Sommer Medikamente gefunden wurden, die die Überlebensrate erhöhten. Dadurch wurden die Todesraten gesenkt und Corona wurde zu einem Virus, mit dem wir eben umgehen müssen – ähnlich wie die Grippe und die vielen anderen Krankheiten. Medizinischer Fortschritt half. Aber wir haben auch erfahren: Nicht so sehr die Technik, sondern die Veränderung sozialer Verhaltensformen war das Entscheidende. Dass Menschen trotz radikaler Einschränkungen solidarisch und konstruktiv bleiben konnten, gab den Ausschlag. Die human-soziale Intelligenz hat geholfen. Die vielgepriesene Künstliche Intelligenz, die ja bekanntlich alles lösen kann, hat dagegen in Sachen Corona nur begrenzt gewirkt.
Damit hat sich das Verhältnis zwischen Technologie und Kultur verschoben. Vor der Krise schien Technologie das Allheilmittel, Träger aller Utopien. Kein Mensch – oder nur noch wenige Hartgesottene – glauben heute noch an die große digitale Erlösung. Der große Technik-Hype ist vorbei. Wir richten unsere Aufmerksamkeiten wieder mehr auf die humanen Fragen: Was ist der Mensch? Was sind wir füreinander?
Wir staunen rückwärts, wieviel Humor und Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich entstanden ist.
Wir werden uns wundern, wie weit die Ökonomie schrumpfen konnte, ohne dass so etwas wie „Zusammenbruch“ tatsächlich passierte, der vorher bei jeder noch so kleinen Steuererhöhung und jedem staatlichen Eingriff beschworen wurde. Obwohl es einen „schwarzen April“ gab, einen tiefen Konjunktureinbruch und einen Börseneinbruch von 50 Prozent, obwohl viele Unternehmen pleitegingen, schrumpften oder in etwas völlig anderes mutierten, kam es nie zum Nullpunkt. Als wäre Wirtschaft ein atmendes Wesen, das auch dösen oder schlafen und sogar träumen kann.
Heute im Herbst, gibt es wieder eine Weltwirtschaft. Aber die Globale Just-in-Time-Produktion, mit riesigen verzweigten Wertschöpfungsketten, bei denen Millionen Einzelteile über den Planeten gekarrt werden, hat sich überlebt. Sie wird gerade demontiert und neu konfiguriert. Überall in den Produktionen und Service-Einrichtungen wachsen wieder Zwischenlager, Depots, Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen, Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt eine Renaissance. Das Global-System driftet in Richtung GloKALisierung: Lokalisierung des Globalen.
Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte. In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.
Könnte es sein, dass das Virus unser Leben in eine Richtung geändert hat, in die es sich sowieso verändern wollte?
RE-Gnose: Gegenwartsbewältigung durch Zukunfts-Sprung
Warum wirkt diese Art der „Von-Vorne-Szenarios“ so irritierend anders als eine klassische Prognose? Das hängt mit den spezifischen Eigenschaften unseres Zukunfts-Sinns zusammen. Wenn wir „in die Zukunft“ schauen, sehen wir ja meistens nur die Gefahren und Probleme „auf uns zukommen“, die sich zu unüberwindbaren Barrieren türmen. Wie eine Lokomotive aus dem Tunnel, die uns überfährt. Diese Angst-Barriere trennt uns von der Zukunft. Deshalb sind Horror-Zukünfte immer am Einfachsten darzustellen.
Re-Gnosen bilden hingegen eine Erkenntnis-Schleife, in der wir uns selbst, unseren inneren Wandel, in die Zukunftsrechnung einbeziehen. Wir setzen uns innerlich mit der Zukunft in Verbindung, und dadurch entsteht eine Brücke zwischen Heute und Morgen. Es entsteht ein „Future Mind“ – Zukunfts-Bewusstheit.
Wenn man das richtig macht, entsteht so etwas wie Zukunfts-Intelligenz. Wir sind in der Lage, nicht nur die äußeren „Events“, sondern auch die inneren Adaptionen, mit denen wir auf eine veränderte Welt reagieren, zu antizipieren.
Das fühlt sich schon ganz anders an als eine Prognose, die in ihrem apodiktischen Charakter immer etwas Totes, Steriles hat. Wir verlassen die Angststarre und geraten wieder in die Lebendigkeit, die zu jeder wahren Zukunft gehört.
Wir alle kennen das Gefühl der geglückten Angstüberwindung. Wenn wir für eine Behandlung zum Zahnarzt gehen, sind wir schon lange vorher besorgt. Wir verlieren auf dem Zahnarztstuhl die Kontrolle und das schmerzt, bevor es überhaupt wehtut. In der Antizipation dieses Gefühls steigern wir uns in Ängste hinein, die uns völlig überwältigen können. Wenn wir dann allerdings die Prozedur überstanden haben, kommt es zum Coping-Gefühl: Die Welt wirkt wieder jung und frisch und wir sind plötzlich voller Tatendrang.
Coping heißt: bewältigen. Neurobiologisch wird dabei das Angst-Adrenalin durch Dopamin ersetzt, eine Art körpereigener Zukunfts-Droge. Während uns Adrenalin zu Flucht oder Kampf anleitet (was auf dem Zahnarztstuhl nicht so richtig produktiv ist, ebenso wenig wie beim Kampf gegen Corona), öffnet Dopamin unsere Hirnsynapsen: Wir sind gespannt auf das Kommende, neugierig, vorausschauend. Wenn wir einen gesunden Dopamin-Spiegel haben, schmieden wir Pläne, haben Visionen, die uns in die vorausschauende Handlung bringen.
Erstaunlicherweise machen viele in der Corona-Krise genau diese Erfahrung. Aus einem massiven Kontrollverlust wird plötzlich ein regelrechter Rausch des Positiven. Nach einer Zeit der Fassungslosigkeit und Angst entsteht eine innere Kraft. Die Welt „endet“, aber in der Erfahrung, dass wir immer noch da sind, entsteht eine Art Neu-Sein im Inneren.
Mitten im Shut-Down der Zivilisation laufen wir durch Wälder oder Parks, oder über fast leere Plätze. Aber das ist keine Apokalypse, sondern ein Neuanfang.
So erweist sich: Wandel beginnt als verändertes Muster von Erwartungen, von Wahr-Nehmungen und Welt-Verbindungen. Dabei ist es manchmal gerade der Bruch mit den Routinen, dem Gewohnten, der unseren Zukunfts-Sinn wieder freisetzt. Die Vorstellung und Gewissheit, dass alles ganz anders sein könnte – auch im Besseren.
Vielleicht werden wir uns sogar wundern, dass Trump im November abgewählt wird. Die AFD zeigt ernsthafte Zerfransens-Erscheinungen, weil eine bösartige, spaltende Politik nicht zu einer Corona-Welt passt. In der Corona-Krise wurde deutlich, dass diejenigen, die Menschen gegeneinander aufhetzen wollen, zu echten Zukunftsfragen nichts beizutragen haben. Wenn es ernst wird, wird das Destruktive deutlich, das im Populismus wohnt.
Politik in ihrem Ur-Sinne als Formung gesellschaftlicher Verantwortlichkeiten bekam dieser Krise eine neue Glaubwürdigkeit, eine neue Legitimität. Gerade weil sie „autoritär“ handeln musste, schuf Politik Vertrauen ins Gesellschaftliche. Auch die Wissenschaft hat in der Bewährungskrise eine erstaunliche Renaissance erlebt. Virologen und Epidemiologen wurden zu Medienstars, aber auch „futuristische“ Philosophen, Soziologen, Psychologen, Anthropologen, die vorher eher am Rande der polarisierten Debatten standen, bekamen wieder Stimme und Gewicht.
Fake News hingegen verloren rapide an Marktwert. Auch Verschwörungstheorien wirkten plötzlich wie Ladenhüter, obwohl sie wie saures Bier angeboten wurden.
Ein Virus als Evolutionsbeschleuniger
Tiefe Krisen weisen obendrein auf ein weiteres Grundprinzip des Wandels hin: Die Trend-Gegentrend-Synthese.
Die neue Welt nach Corona – oder besser mit Corona – entsteht aus der Disruption des Megatrends Konnektivität. Politisch-ökonomisch wird dieses Phänomen auch „Globalisierung“ genannt. Die Unterbrechung der Konnektivität – durch Grenzschließungen, Separationen, Abschottungen, Quarantänen – führt aber nicht zu einem Abschaffen der Verbindungen. Sondern zu einer Neuorganisation der Konnektome, die unsere Welt zusammenhalten und in die Zukunft tragen. Es kommt zu einem Phasensprung der sozio-ökonomischen Systeme.
Die kommende Welt wird Distanz wieder schätzen – und gerade dadurch Verbundenheit qualitativer gestalten. Autonomie und Abhängigkeit, Öffnung und Schließung, werden neu ausbalanciert. Dadurch kann die Welt komplexer, zugleich aber auch stabiler werden. Diese Umformung ist weitgehend ein blinder evolutionärer Prozess – weil das eine scheitert, setzt sich das Neue, überlebensfähig, durch. Das macht einen zunächst schwindelig, aber dann erweist es seinen inneren Sinn: Zukunftsfähig ist das, was die Paradoxien auf einer neuen Ebene verbindet.
Dieser Prozess der Komplexierung – nicht zu verwechseln mit Komplizierung – kann aber auch von Menschen bewusst gestaltet werden. Diejenigen, die das können, die die Sprache der kommenden Komplexität sprechen, werden die Führer von Morgen sein. Die werdenden Hoffnungsträger. Die kommenden Gretas.
„Wir werden durch Corona unsere gesamte Einstellung gegenüber dem Leben anpassen – im Sinne unserer Existenz als Lebewesen inmitten anderer Lebensformen.“
Slavo Zizek im Höhepunkt der Coronakrise Mitte März
Jede Tiefenkrise hinterlässt eine Story, ein Narrativ, das weit in die Zukunft weist. Eine der stärksten Visionen, die das Coronavirus hinterlässt, sind die musizierenden Italiener auf den Balkonen. Die zweite Vision senden uns die Satellitenbilder, die plötzlich die Industriegebiete Chinas und Italiens frei von Smog zeigen. 2020 wird der CO&sub2;-Ausstoss der Menschheit zum ersten Mal fallen. Diese Tatsache wird etwas mit uns machen.
Wenn das Virus so etwas kann – können wir das womöglich auch? Vielleicht war der Virus nur ein Sendbote aus der Zukunft. Seine drastische Botschaft lautet: Die menschliche Zivilisation ist zu dicht, zu schnell, zu überhitzt geworden. Sie rast zu sehr in eine bestimmte Richtung, in der es keine Zukunft gibt.
Aber sie kann sich neu erfinden. System reset. Cool down! Musik auf den Balkonen! So geht Zukunft.
Ein Gastbeitrag von Matthias Horx, Trend- und Zukunftsforscher. Mehr über den Autor unter www.horx.com und www.zukunftsinstitut.de.
Ende des Zitats
„Aus dem Chaos“ Skulptur von Gregor DocDavids ca. 60 cm hoch – aus der Sammlung des KuMuMü – Kulturmuseum Mülheim an der Ruhrstraße 3 (Foto: Nicole Gdawietz)
Lebensfreude pur – war zu verspüren während der sehr gut besuchten Vernissage des Künstlers Hans Arts in der Mülheimer RUHR GALLERY in der VILLA ARTIS, Ruhrstraße 3.
Zahlreiche Besucher waren der Einladung gefolgt und strömten durch die Ausstellungsräume am Ruhrufer von Mülheim – neben der Stärkung gab es u.a. Corona-Bier mit frischer Zitrone zum Aufbau der Widerstandskräfte und feine Weine
Die transformierende Kunst – auch in Zeiten von vielen begründeten Ängsten – tat den Teilnehmern an der Vernissage gut. Auch das üppige thailändische Buffet und die Kaffeespezialitäten von POTTSCHWARZ erfreuten die Besucher, die durch alle Räume der Ausstellung in der historischen VILLA ARTIS in der Ruhrstraße von Mülheim strömten. Das „KuMuMü Kulturmuseum Mülheim“ lockte die Kunstliebhaber bis in die obersten Etagen des Kulturortes an der Ruhr.
Wurde gefordert: Hans Arts im Künstlergespräch
Keinen hielt es am heimischen Herd – die Eröffnung der zweiten Ausstellung im Beethovenjahr 2020 in der Stadt Mülheim war ein voller Erfolg. Treu dem Zitat von Friedrich von Schiller (1759-1805): Alle Kunst ist der Freude gewidmet und es gibt keine höhere und keine ernsthaftere Aufgabe, als die Menschen zu beglücken.
Auch Kaffeespezialitäten von „POTTSCHWARZ“ und ein großes Thai-Buffet erfreuten die Kunstliebhaber von nah und fern in der VILLA ARTIS
Die Schau „1 x 1 der transformierenden Kunst“ ist noch bis 15. März 2020 in der Ruhrgalerie in Mülheim zu sehen – Besuchszeiten am Samstag und Sonntag jeweils von 12 bis 17 Uhr und nach vorheriger telefonischer Vereinbarung mit dem Mülheimer Kunstverein KKRR unter der Nummer 0208 / 46949-567.
Banner an der Fassade der VILLA ARTIS in #MLHMRHR (Design: Klaus Wiesel)Der Mülheimer Künstlerbund – MKB bringt FREUDE in die Kunststadt im grünen Ruhrtal
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