Beschreibung der schöpferischen Arbeit eines Künstlers
„Kunst und Kultur sind nicht wie Sahne auf dem Kuchen, die man dazunimmt, wenn es einem gut geht, sondern sie sind die Hefe im Teig. Wer diese Hefe nicht in den Teig tut, der bekommt Steine statt Brot“ Johannes Rau in einer Rede als Bundespräsident.
Bei den letzten Künstlergesprächen im Besucherforum der Galerie an der Ruhr in der Kunststadt Mülheim kam neben vielen Definitionen und Beschreibungen ein interessanter Buchbeitrag von Bernd Rieck in die Diskussion:
Im seinem Buch „ Florenz 1900: auf der Suche nach Arkadien“ wird von Bernd Rieck die Bildhauerin und Malerin Mary Hertz mit ihrer aus Erfahrung gespeisten Beschreibung der schöpferischen Arbeit eines Künstlers wie folgt zitiert:
„Warum findet denn ein Künstler eine so vollkommene Befriedigung in seiner Kunst, sobald er nur seinem Ideal näher kommt oder es sogar vielleicht erreicht…? Warum macht ihn denn allein die Ausübung seiner Kunst so vollkommen glücklich…? Weiß ein Künstler überhaupt, warum er malt? (Ich meine ein echter Künstler). Weiß er warum er etwas gerade so aufgefasst und geschaffen hat und nicht anders? Selbst ich stümperhafter Anfänger habe schon manchmal vor meinem eigenen Machwerk gestanden und mich gewundert, dass ich es gemacht habe; es ist etwas in mir, dass es mich gerade so und nicht anders machen lässt ohne eine Anstrengung meinerseits. Diese Mühelosigkeit hört allerdings auf, wenn es an die Ausführung der Idee oder des Entwurfes geht; ich glaube, zu diesem ersten flüchtigen Andeuten desjenigen, was in der Tiefe des Geistes ruht, kann kein Fleiß und kein Unterricht helfen, noch weniger zur echten warmen Empfindung, durch die solche Vorstellung erzeugt wird. Aber was dann dazu gehört, um diese Vorstellung zu verwirklichen und sie nach den Vorstellungen der großen Lehrmeisterin Natur, und doch ohne der ursprünglichen Vorstellung zu schaden, zur Anschauung zu bringen, das ist hauptsächlich nur Energie, andauernder Fleiß und Vorsicht…“
Nicht „für Nana und Eddy“ sondern „von Nana und Eddy“
Nana Novarro de Craiova war selbst Malerin.
Die Muse in der Kunstistvielfach beschrieben worden – vielfach als inspirierende weibliche Begleiterin eines Künstlers. Ein gutes Beispiel war auch die deutsche Künstlerin (Renate Maria, geb. Kreisel)Nana N. Novarro de Craiova (1940-1986), die erste Ehefrau des berühmten Fotografen Eddy Novarro (eigentlich Vasile Novaru) (1926-2003), aus dem rumänischen Craiova , die ihren Mann bei den Foto-Shootings von vielen Künstlern von Weltruf wie Picasso, Miro, Chagall, Dali und vielen anderen begleitete und managte – als Entlohnung schlug sie immer zusätzlich Originalwerke der vorgenannten Künstler heraus, die dann mit deren persönlichen Widmungen „für Nana“ oder „to Nana and Eddy“ verziert wurden und damit heute einen großen monetären Wert erreicht haben.
Die beiden Novarros bereisten die Welt, und fotografierten außer den berühmten Künstlern u.a. auch Schriftsteller wie Eugène Ionesco, den Pantomimen Marcel Marceau und den Dalai Lama.
Der damalige PR-Manager Klaus (Nikolaus) Franz organisierte bei der Lufthansa die Frei-Tickets, die es dem Künstler-Ehepaar Novarro erst ermöglichten um die Welt zu reisen. Künstlerinnen und Künstler waren auf den sog. „Erstflügen“ oder Eröffnung einer neuen Flugstrecke willkommen.
Die unzähligen Widmungen „für Nana“ haben wie gesagt eine Sammlung von erheblichem Wert entstehen lassen, die vor Kurzem teilweise im Kunstmuseum Pablo Picasso, Münster gezeigt wurde. Nana Novarro malte selbst leidenschaftlich (Signatur „de Craiova“ oder „Nana Novarro de Craiova“) und widmete ihre Bilder wiederum Gönnern und Kunstförderern und signierte ebenso: „von Nana und Eddy“. So entstand bereits damals eine Art „Naturaltausch mit Kunst auf hohem Niveau“. Heute finden sich unzählige dieser Arbeiten nach Kunstversteigerungen im Besitz von Privatpersonen oder Museen.
Einzelheiten zur Sammlung auch unter: „Eddy Novarro und die Avantgarde der 50er bis 70er Jahre. Herausgegeben von Markus Müller für das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster im Wienand Kunstbuchverlag.“
Nachtrag: Manches an Eddy Novarros Biografie liegt bis heute im Dunkel, so ist etwa sein Geburtsjahr nicht bekannt. Er starb 2003; kurz zuvor hatte er seine Sammlung verkauft. Nach Schwerin kam sie als Leihgabe des deutschen Industriemanagers Gerhard Cromme für eine Ausstellung im Jahr 2015. Heute sind im KuMuMü – Kunstmuseum Mülheim an der Ruhrstraße 3 2 Werke geschaffen im Jahr 1961 von Nana Novarro zu sehen. Renate Novarro (1940-1986) signierte ihre Arbeiten stets zusätzlich mit „de Craiova“ (Sammlung Ivo Franz und Leihgabe aus der Sammlung Andrea Thiel, geb. Franz „Die Vögel“ – 1961)
Craiova ist die sechstgrößte Stadt in Rumänien und das Verwaltungszentrum des Kreises Dolj im Südwesten des Landes. Sie hat eine reiche Geschichte, die bis in die antike Zeit zurückreicht, und ist ein wichtiger kultureller, Bildungs- und Industriestandort in Rumänien. Nach Aussage von Renate Novarro ist Craiova der Herkunftsort von Eddy Novarro (eigentlich Vasile Novaru).
Hier noch ein Artikel zur Ausstellung in Schwerin:
Eddy Novarro porträtierte Künstler und ließ sich mit Werken entlohnen. Das Schweriner Museum zeigt seine Sammlung – von Matthias Gretzschel
Irgendwann, als der Fotograf mit dem Auto in der jungen Bundesrepublik unterwegs war, stand Renate als Tramperin zufällig am Straßenrand. Eddy Novarro hielt seinen Wagen an und nahm sie mit – nicht nur auf die Fahrt über die Bundesautobahnen, sondern auch noch auf die gemeinsame Lebensreise durch die Kunstszene der Nachkriegszeit. Aus Renate wurde Nana, die selbst als Künstlerin galt, auch wenn keines ihrer Werke heute bekannt ist (Anmerkung der Redaktion: inzwischen gibt es nachweislich mehrere Arbeiten der Künstlerin). Ohne Zweifel war sie aber eine außerordentlich schöne und faszinierende Frau, die viele bedeutende Künstler für sich einzunehmen verstand.
Nicht zuletzt davon kündet eine Ausstellung mit Eddy Novarros privater Kunstsammlung, die das Staatliche Museum Schwerin zurzeit unter dem Titel „Kaleidoskop der Moderne“ zeigt. Zu sehen sind Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen bedeutender Künstler von der Klassischen Moderne bis zur Pop Art, vom Surrealismus bis zum Informel.
Für die Auswahl waren dennoch weniger kunsthistorische Kriterien ausschlaggebend, die Sammlung entstand vielmehr auf der Grundlage zahlreicher persönlicher Begegnungen. Ausgangspunkt dafür war Novarros Tätigkeit als Fotograf.
Der gebürtige Rumäne, der schon früh nach Brasilien emigriert war, hatte sich mit Porträtaufnahmen bald einen Namen gemacht. Er fotografierte Politiker, Diplomaten, Schriftsteller, Schauspieler, vor allem aber bildende Künstler. Obwohl seine Porträts, wie die Ausstellung recht deutlich zeigt, keineswegs schmeichelhaft wirken, wurden sie aufgrund ihrer merkwürdigen Intensität außerordentlich geschätzt. Novarro bevorzugte extreme Nahaufnahmen, die oft wie Charakterstudien wirken, was ihm den Spitznamen „Sigmund Freud der Fotografie“ eintrug. Wirklich bekannt geworden ist Navarro als Fotograf international zwar nicht, aber innerhalb der Kunstszene besaß er einen vorzüglichen Ruf.
Um die eigene Kunst-Sammelleidenschaft befriedigen zu können, kam er schon bald auf das folgende „Geschäftsmodell“: Nachdem er Künstler, für die er sich interessierte, mit großem Aufwand porträtiert hatte, bat er gewissermaßen als Gegenleistung um eines ihrer Werke. Das konnten schnell hingeworfene Gelegenheitsarbeiten sein, aber auch bedeutende Werke, die schon zuvor entstanden waren. Der persönliche Bezug wird durch die Widmungen deutlich, die immer auf die Begegnung verweisen, mitunter freilich ein wenig an eine Trophäensammlung erinnern. Chagall, Picasso, Miró, Dalì, Mark Rothko, Man Ray und Willem de Kooning oder auch Deutsche wie Oskar Kokoschka, Joseph Beuys und Hannah Höch, sie alle haben Novarro und seine Frau und Muse Nana getroffen. Und stets einigte man sich auf das Muster Foto gegen Kunstwerk. Dass dies für beide Seiten ein durchaus lohnendes Geschäft war, zeigt die Ausstellung anhand zahlreicher Beispiele. So reiste das Paar mehrfach nach Frankreich, um Picasso zu treffen. Einmal überredete der Fotograf den Jahrhundertkünstler dazu, den Federschmuck eines Indianerhäuptlings aufzusetzen. Das entstandene Porträt gehört gewiss zu den originellsten Picasso-Fotos, zumal der Maler sich in der ihm zugedachten Würde sichtlich wohlzufühlen schien. Picasso zeigte sich gleich mit mehreren Stier-Zeichnungen erkenntlich.
Andere waren knauseriger, so hielt etwa Marcel Duchamp eine handschriftliche Widmung für völlig ausreichend. Aber selbst die schnell entstandenen Zeichnungen oder Skizzen sind meist originell und beziehen sich auf die persönliche Begegnung. Und immer wieder wird dabei auch Nana ausdrücklich gewürdigt. Viele der Blätter ließ Novarro von dem berühmten katalanischen Buchbinder Emilio Brugalla in zwei Prachtbände mit dem Titel „Carnet d’Or“ binden, als Zeugnis von Freundschaften, die sich freilich manchmal auf eine einzige Begegnung beschränkt haben mögen.
Gleichwohl sind die beiden mit Kunstwerken angefüllten Prachtbände, deren Seiten aus konservatorischen Gründen nur auf einem Video umgeblättert werden können, tatsächlich das, was der Titel der Schau verspricht: ein Kaleidoskop, das die erstaunliche Vielfalt verschiedenartiger Stile, Temperamente und Spielarten der Nachkriegsmoderne in Europa und Amerika zeigt. Manches an Eddy Novarros Biografie liegt bis heute im Dunkel, so ist etwa sein Geburtsjahr nicht bekannt. Er starb 2003; kurz zuvor hatte er seine Sammlung verkauft. Nach Schwerin kam sie als Leihgabe des deutschen Industriemanagers Gerhard Cromme.
Mit dem Namen Jan Hoet sind eine Vielzahl von Eckpfeilern der internationalen Kunstszene verbunden. Der am 23. Juni 1936 im belgischen Leuven (Löwen) geborene flämische Kunstkönner, Kunsthistoriker und Ausstellungskurator verstarb am 27. Februar 2014 in Gent. Hoet schaffte es, dass Bürger der Stadt Gent aus allen Schichten Künstler in ihren Wohnräumen ausstellen ließen. Später war er Initiator und Leiter von Ausstellungen mit Weltgeltung. 1992 war er Chef der Kasseler documenta IX. Unter seiner Leitung kamen erstmals mehr als eine halbe Million Besucher nach Kassel. Hoet hat sich insbesondere unermüdlich für die flämische Künstlergemeinschaft eingesetzt – sie stand immer im Mittelpunkt seines Schaffens. Einer der Weggefährten war der flämische Maler und Zeichner Fernand Luickx aus Brügge. In belgischen Künstlerkreisen spricht man vom Ende einer Ära – nicht umsonst wurde Jan Hoet in Belgien liebevoll als „Kunstpapst“ bezeichnet.
Gute Ergänzung der Kunstpalette in Mülheim an der Ruhr für die Kunstfreunde aus aller Welt
Mit der professionell abgewickelten August Macke Ausstellungsreihe ist die Kunststadt Mülheim an der Ruhr wieder deutlicher in den Fokus der Kunstszene Deutschland gerückt. Auch die vielen Künstler-Ateliers und privaten Galerien der Kunststadt profitierten davon. So die Galerie an der Ruhr / Ruhr Gallery im historischen Nedelmannhaus in der Ruhrstr. 3 direkt am Ruhrufer der Kunststadt MH, die viele neue Besucher verzeichnet, die zuvor im Städtischen Museum in der „Alten Post“ waren, und danach auch das Bedürfnis hatten aktuelle moderne Kunst und Kunst von reginonalen Künstlern zu bewundern und „urige Atelier- und Galerieluft zu schnuppern“ und zu diskutieren. Da kamen die aktuellen Ausstellungen der Galerie an der Ruhr / Ruhr Gallery „ENERGY-ART 2014“ und die Ausstellung des Mülheimer Künstlers J. H. Block mit der Serie „Erdwächter“ genau richtig. Galerist Alexander-Ivo Franz: „Wir treffen mit dem aktuellen Angebot den Zeitgeist und Geschmack der Kunstliebhaber, da wir eine breite Palette hochwertiger junger Kunst anbieten können“.
Auch im angeschlossenen Kunsthaus Mülheim Ruhrstr. 3 hat sich wieder einiges getan, nachdem weitere regionale Künstler zu der Künstlergemeinschaft hinzugekommen sind.
Vorbereitungen für die nächsten Ausstellungen in der Galerie an der Ruhr, Ruhrstr. 3 laufen auf Hochtouren
Franz weiter: „Der richtige Mix und immer neue Ideen machen eine Kunststadt aus, die Atelier und Galerienszene in Mülheim ist einmalig in Nordrhein Westfalen und immer eine Reise wert“.
Bildnachweis: Genehmigung der Künstler der abgebildeten Werke zur Veröffentlichung auf dieser Seite liegt vor – alle Fotos von Ivo Franz
Das Thema Energiewende ist auf der diesjährigen Messe „Eworld energy & water“, die traditionell in Essen stattfindet, das Hauptthema. Dies nutzte der dort ausstellende IT-Dienstleister enerson aus Mülheim, um interessierte Fachleute zur Vernissage in die Nachbarstadt Mülheim an der Ruhr und in die dortige Kunstausstellung „ENERGY-ART-2014“ einzuladen.
In der Galerie an der Ruhr / Ruhr Gallery in Mülheim ist die „künstlerische Umsetzung der Energiewende“ in einer Jahresausstellung zu sehen – mit vielen Facetten. Der Fotograf und enerson-Chef Frank Oesterwind stellt dort seine Fotoarbeiten zum Thema „Power & Beauty of Natural Ressources“ aus mit Motiven aus Island. Eine Reihe weiterer Künstler hat die Eneriewende „künstlerisch umgesetzt“.
Die auf der Eworld vertretene Delegation aus Fukushima übergab einen Sticker mit der Aufschrift „ARIGATO FROM FUKUSHIMA“, der sofort mit einer Installation „Löscheimer“ gestalterisch eingebaut wurde – als Symbol der politischen Wende.
Die ENERGY-ART 2014 findet in der Galerie an der Ruhr / Ruhr Gallery in der Kunststadt Mülheim an der Ruhr, Ruhrstr. 3 noch bis 31.Dezember 2014 statt.
Schwerpunktthema im Jahresverlauf ist die künstlerische Verarbeitung der Energiewende in Europa (TIEP = Turnaround in Energy Policy in Europe or Energy U-Turn) , wobei sich die Ausstellung ständig verändert, je nachdem welche Exponate von Künstlern aus der Region eingeliefert werden. Ein Kuratorium entscheidet über die Auswahl und Form der Zusammenstellung der einzelnen Themenbereiche. Diese reichen von “UPSTREAM – MIDSTREAM – DOWNSTREAM” über Umweltaspekte bis hin zur industriellen Energienutzung und streifen Naturkraft, Vulkane, Sonne, Wind, Wasser, Feuer bis hin zur Atomenergie.
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