Nebenschauplätze ? Mülheimer Kunstverein von 1956 besucht die freie Kunstszene Düsseldorf

Nebenschauplätze ?  Mülheimer Kunstverein von 1956 besucht die freie Kunstszene Düsseldorf

Der älteste Kunstverein der Stadt Mülheim, gegründet 1956, hat sich in diesem Jahr etwas besonderes einfallen lassen – eine Exkursion in die Stadt Düsseldorf um dort Kunstvereine, Off-Spaces, Atelierhäuser oder Galerien kennenzulernen. Im Ankündigungsteil des Jahresprogramms wurde ausgeführt, die künstlerische und inhaltliche Diversität jenseits der großen Museen sei unglaublich und die Qualität der dort gezeigten Kunst oft hochkarätig. Ein Grund warum sich die Mülheimer Kunstinteressierten am Südbad versammelten um mit Kleinbus in die Landeshauptstadt zu fahren.

Erster Stop:  KAI 10 

Mit KAI10 erreichte die bunt gemischte Gruppe aus 13 Kunstfans die erste private und nicht kommerzielle Institution der Exkursion unter der Leitung der Künstlerin Jannine Koch aus Gelsenkirchen.

Hinter KAI10 steht die  Arthena Foundation, eine überregionale, gemeinnützige Stiftung, die von der Oldenburger Unternehmerin Monika Schnetkamp gegründet wurde. In Anlehnung an die griechische Göttin Athene, versteht sich die Stiftung als Bindeglied zwischen Kunst und Wissenschaft. Mit einer Reihe aufeinander abgestimmter Fördermaßnahmen unterstützt die Arthena Foundation den Dialog zwischen Bildender Kunst und ihren angrenzenden kulturellen Disziplinen. Der Kunstort verfügt über etwa 450 Quadratmeter Ausstellungsfläche  und ist im Medienhafen gut positioniert. Über der Ausstellungshalle in der früher die Galerie Hans Mayer residierte befinden sich die Ateliers von Günther Uecker und Ulrich Erben.

Monika Schnetkamp hat Betriebswirtschaftslehre und Kunstgeschichte studiert. 2002 übernahm sie als geschäftsführende Gesellschafterin die elterliche Firma. Einer ihrer Berater und künstlerischer Direktor des KAI10 ist Zdenek Felix, der ehemalige Direktor der Hamburger Deichtorhallen, ein international bekannter Kurator und Kunsthistoriker.Unter den Positionen, der nicht öffentlichen Sammlung von Monika Schnetkamp befinden sich neben Thomas Zipp auch Manfred Pernice, Rachel Harrison, Alicja Kwade, Markus Selg, Thomas Helbig, Giulio Frigo, Eva Kotatkova, Thea Djordjadze, David Noonan, Anna Parkina, Bernd Ribbeck, Andreas Slominski, Franz West, Alexander Wolff und andere mehr.

Marion Eisele, Projektleiterin KAI10 führte durch die Ausstellung
Marion Eisele, Projektleiterin KAI10 führte durch die Ausstellung

Rundgang durch die aktuelle Ausstellung „Metamorphosis“ kuratiert von Zdenek Felix

Metamorphosis ist die dort aktuell laufende Ausstellung . eine Kooperation von KAI 10 | Arthena Foundation, Düsseldorf, der Galerie Guido W. Baudach, Berlin-Wedding (ab 11. März 2017) , und der Galerie SVIT, Prag. Die Ausstellung findet an drei Standorten statt und zeigt Werke von fünf internationalen Künstlern und Künstlerinnen aus fünf europäischen Ländern.

Kunsthistorikerin und Projektleiterin Marion Eisele vom KAI10 stellte die Institution vor und gab Einblicke in die Arbeit und Intension der Stiftung und führte anschließend durch die Ausstellung.

5 internationale Kunstschaffende zeigen „Metamorphosis“ (zurückgehend auf die mythologische Dichtung von Ovid um 8 n.Chr.)

1. die tschechische Künstlerin Habima FUCHS (*1977, Ostrov, Tschechien), die mit eigentlichem Namen Astrid SOURKOVA heißt, ist Bildhauerin, Zeichnerin, Performerin und Installationskünstler. 2. Thomas HELBIG (*1967, Rosenheim, Deutschland) ist deutscher Maler, Zeichner und Bildhauer. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in München und am Goldsmith´s College in London. 3. der französische, in Berlin und Los Angeles lebende Künstler Renaud JEREZ (*1982, Narbonne, Frankreich) hat sich in den letzten fünf Jahren einen Namen als Autor merkwürdiger Installationen und beunruhigender Skulpturen aus Metall, Draht, Bleirohren, Kabeln und anderem industriellen Material gemacht. 4. die estnische Künstlerin Kris LEMSALU (*1985, Tallinn, Estland) ist Bildhauerin, Keramikerin und arbeitet in den Medien Installation und Performance. Nach einem Studium an der Estnischen Kunstakademie in Tallinn vervollständigte sie ihre Ausbildung an den Kunstschulen in Kopenhagen und Wien. 5. die aus Luxemburg stammende und in Deutschland lebende Künstlerin Mary-Audrey RAMIREZ (*1990, Luxemburg, Luxemburg) studierte Multimedia bei Thomas Zipp an der Universität der bildenden Künste in Berlin. Im Zentrum ihres Interesses stehen skulpturale Arbeiten und Installationen.

NEXT STOP DÜSSELDORF FLINGERN

Am letzten Tag der Ausstellung in der Galerie VAN HORN (Ackerstraße 99) von Daniela Steinfeld traf die Mülheimer Gruppe auf STEFAN WISSEL (*1960, Hamburg), in seiner aktuellen Ausstellung.

Zusammentreffen mit Stefan Wissel (li.) in der Galerie VAN HORN in Düsseldorf-Flingern
Zusammentreffen mit Stefan Wissel (li.) in der Galerie VAN HORN in Düsseldorf-Flingern

“WENN DU MICH FRAGST GEWINNT DAS LICHT” (YOU ASK ME, THE LIGHT’S WINNING)
Stefan Wissel, (*1960, Hamburg) lebt in Düsseldorf. Er sammelt mit Gegenständen Oberflächenmerkmale. Er legt sich einen Fundus von «allgemeingültigen Zeichen» an, aus dem er verdinglichte Metaphern für die jeweilige Installation herausziehen kann. Stefan Wissel bedient sich der Gegenstände, die in ihrer Vertrautheit für jeden von uns unterschiedlich inhaltlich aufladbar sind, um mit ihnen – wie er sagt – «emotionale Fragmente zu rekonstruieren». Die Arbeiten von Stefan Wissel zeigen reduzierte, äußerst präzise und akkurate Kunstwerke. Wissel verwendet häufig industriell gefertigte Produkte – etwa Regalsysteme, Vorhänge, eine Kübeldusche oder diverse Lichtstrahler, die die «Installationen wunderbar inhaltlich aufladen». Wirkung erzielt er durch nuancierte Abweichung vom Gewohnten, durch einander widersprechende Setzungen. Wissels hintergründiges Spiel mit Inhalten, Farben und Formen, mit dem Gegensatz von funktionalem und rein ästhetischem Objekt, erschließt sich häufig erst auf den zweiten Blick.

NEXT STOP BBK KUNSTFORUM DÜSSELDORF

Inmitten des Galerienviertels in Flingern befindet sich der Sitz des Düsseldorfer Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V. (BBK). Der Verein macht sich für die Interessen von Künstlerinnen und Künstlern stark und richtet im BBK Kunstforum e.V., das sich im selben Gebäude befindet, regelmäßig Ausstellungen aus. Die aktuelle Schau unter dem Titel „ZUFLUCHTSORTE“ spannt einen Bogen zur Ausstellung „WeltenWanderer“, die am 18. März 2017 um 18:00 Uhr im Kunstmuseum Mülheim eröffnet wird sowie zur Ausstellung „INKARNATIONEN“ die ebenfalls am 18.März 2017 in der Galerie an der Ruhr, Mülheim zuvor bereits um 16:00 Uhr eröffnet wird.

Über die Ausstellung„ZUFLUCHTSORTE“ kuratiert von Sigrid van Sierenberg und Dr. Mariele Koschmieder

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:
 Sabine Clemens (*1941, Königsberg)
 Karin Dörre (*1964, Peine)
 Michael O. Flüß (*1966, k.A.)
 agii gosse (*1956, Berlin)
 Anna Owsiany-Masa (*1954, Warschau)
 Angelika Stienecke (*1952, Duisburg)
 Bernadett Wiethoff (*1972, Arnsberg)

Wie selten zuvor suchen Menschen Zuflucht vor Krieg, Verfolgung, Unsicherheit, Alltagsstress. In der Ausstellung „Zufluchtsorte – Orte der Ruhe“ treffen sich BBK-Künstlerinnen und -Künstler auf der Suche nach Refugien – für andere und für sich selbst.

Direkt neben dem BBK die Privatsammlung Philara  der Cary und Dan-Georg Bronner – Stiftung hatte die Tür weit geöffnet in einem Ensemble von Hallen auf dem Gelände einer ehemaligen Glasfabrik. Der Rundgang durch die Ausstellung war sehr spannend.

Ein gelungener Tag, fanden einhellig die Teilnehmer, auch wenn der in der Presse angekündigte Atelierbesuch nicht stattfand.

Beitragsbild von Bernd Pirschtat, Mülheim an der Ruhr

Veröffentlicht von

artnews

KuMuMü = Kulturmuseum Mülheim GadR = Galerie an der Ruhr ALIV = Alexander Ivo MMKM = Museum Moderne Kunst Mülheim KKRR = Kunstverein und Kunstförderverein Rhein-Ruhr MKB = Mülheimer Künstler*innenbund

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