Kunst der Brauchtumspflege im Bergischen Land

Kunst der Brauchtumspflege im Bergischen Land

Der Blog „Kunststadt Mülheim“ besuchte den Erntezug des Heimatvereins Hohkeppel im Bergischen Land. Zum historischen Territorium des Bergischen Landes gehörte auch die heutige Kunststadt Mülheim an der Ruhr.  Vor über 1000 Jahren wurde im Jahr 958 auf einem Berg mit historischen Straßenverbindungen der Ort Hohkeppel – den heute alle Motoradfahrer Europas kennen und lieben – von den Rittern Humfried und Walfried gegründet. Im Gegensatz zu Hohkeppel hat die Kunststadt Mülheim immerhin einen Walfriedsweg.

Der Höhepunkt im Jahresablauf der quirligen Ansiedlung ist das Erntefest. Nachdem das Erntepaar des Vorjahres 2014 Anke und Johannes Schmitz am 3. Oktober 2015 beim Oktoberfest im Gerätehaus der Feuerwehr Hohkeppel zünftig verabschiedet wurde und das neue Erntepaar 2015 Stephanie Rusche und Christoph Eich gekürt wurde, zog am 4. Oktober 2015 der farbenprächtige Erntezug vom Freilichtmuseum Lindlar aus mehrere Stunden durch die Gemeinde Lindlar bis zum historischen „Weißen Pferdchen“, einer alten mit Stroh gedeckten Fuhrmannsherberge aus dem Jahr 1612 in dem Ortsteil Hohkeppel der seit einigen Jahren zur Gemeinde Lindlar gehört.

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Hohkeppeler Erntpaar 2015: Stephanie Rusche und Christoph Eich

Der Vorsitzende des Heimatvereins Hohkeppel Bernd Althaus wurde in diesem Jahr von Schatzmeister Werner Gebauer vertreten, der neben Bürgermeister Dr. Georg Ludwig auch den Altvorsitzenden Alexander Franz (1973-1974) begrüßen konnte und den begeisterten Zuschauern die Zugteilnehmer vorstellte.

Nach Einfahrt der Führungstraktoren fuhren die Wagengruppen in folgender Reihenfolge:

– Wagengruppe Leienhöher Früchtchen

– Wagengruppe Leienhöhe Kindererntepaar Lara Maria Müller und Tom Justus Löhr

– Wagengruppe Tuppclub (Kartenspiel „Tuppen“) Vellingen

– Musikwagen Heimatverein mit dem Blasorchester Hohkeppel-Offermannsheide

– Wagengruppe Wurtscheid mit dem Erntepaar 2014 Anke und Johannes Schmitz

– Wagengruppe Erlenhof

– Wagengruppe Loxsteg

– Jugendgruppe Wurtscheid mit Erntepaar 2015 Stephanie Rusche und Christoph Eich

– Jugendgruppe Höller Erlenhof

– Jugendgruppe Hohkeppel Kleuelshöhe

– Wagengruppe Brombacher Berg

– Wagengruppe Unterheide

– Freiwillige Feuerwehr

– Deutsches Rotes Kreuz

 

Dr. Anton Jux und Johann Breidenassel verfassten die Festschrift “ 1000 Jahre Hohkeppel im Jahr 1958 – hier ein kleiner Auszug:

 

(Hoh-)Keppler Land

Da liegst Du still und verträumt

Wie ein verwunschenes Land,

Deine Berge und Täler mit Blumen umsäumt,

Deine Grenzen von weiten Wäldern umspannt.

 

Deine Quellen und Siefen sind so tief,

Deine Flüsse und Bäche wie Silber so hell,

Als ob darinnen das Märchen schlief

Von der süßen Maid und ihrem Gesell.

 

Die braunen Schollen auf Ackers Grund,

Sie zeugen von Schöpfers Gewalt,

Schon sprießen die Halme im weiten Rund,

Der Segen des Herrn nimmt Gestalt.

 

Da steht der Bauer vor seinem Haus,

Ein König im eigenen Land,

Da tritt die Gattin zu ihm hinaus

Und führt die Kindlein an der Hand.

 

Nun hebt der Vater sie hoch empor.

Wie reicht ihr Blick so weit, so weit!

Sie schauen durch ein goldenes Tor,

Sie schauen durch Raum und Zeit.

 

„Seht, Kinder, dem schönen Keppler Land,

Dem danken wir Milch und Brot,

Bleibt darum treu ihm zugewandt

In Lust und Freud, in Leid und Not.

 

Seid allzeit eurer Ahnen wert

Und führt wie sie den Pflug,

Und denkt, wenn ihr den Acker quert,

Daß er schon tausend Jahre Früchte trug.

 

Er trug sie schon in jenem Jahr,

Als von der Burg ein edles Brüderpaar

Vor Erzbischof und König am Altar

Sein Leh’n Sankt Severino brachte dar.

 

Durch tausend Jahre dringt ihr Licht

In Deutschlands dunkle Gegenwart.

Wohlan, vergeßt das Opfern nicht,

Das jene Urkunde uns offenbart.“

Aus der Festschrift von 1958 zur Hohkeppeler Jahrtausendfeier

 

Der Kölner Mundartdichter Ludwig Fett (Großhurden) verfasste folgendes Gedicht zum 1.000-jährigen Jubiläum

 

Hukeppel eß e uralt Neß,

Dat en de Landschaff paß.

Et hät, we nohgewesen eß,

Ald dausend Johr om Aß.

 

Zo Kölle, en Sankt Severing,

Em aale Pfaararchiv,

Do sind jo hück noch – en Lating –

Die dausend Johr verbref.

 

Un hät m’r su jet schwatz op wieß,

Dann eß noch alles drenn;

Vieleech wor do et Paradies –

Dat könnt doch möglich sinn?

Veröffentlicht von

artnews

KuMuMü = Kulturmuseum Mülheim GadR = Galerie an der Ruhr ALIV = Alexander Ivo

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